Eigentlich mache ich gern Sport. Auch regelmäßig. Und eigentlich auch schon seit meiner Kindheit. Was ich nur schon immer als völlig überbewertet empfunden habe, war das Dehnen. Was sollte ich auch damit? Es hilft ja weder beim Muskelaufbau noch bei der Fettverbrennung, also hat es keine sichtlichen Auswirkungen. Und in einer Zeit, in der es mir eher um die Optik als um die Gesundheit ging, war Dehnen einfach absolut sinnlos. Und so schwitzte ich mich durch zahlreiche Kurse und stundenlangen Gerätekraftrainings mit nur minimalen Andeutungen von Dehnübungen am Ende (hier mal den Fuß an den Po ziehen, da mal gegen die Wand schieben, und ach ja, die Hand zwischen die Schulterblätter schieben, reicht doch, oder?). Hey, Zeit ist kostbar, also lieber so lange trainieren, wie es nur geht. Nun, was soll ich sagen: Es geht gut, solange es gut geht.
Erst kamen Probleme mit dem linken Bein, dann mit dem rechten Bein… zu guter letzt dann auch noch mit dem Rücken. Alles, was der Mensch nicht braucht! Ich mache die Geschichte mal kurz: Ärzte renkten mich ein, verschrieben Medikamente und Physiotherapie. Ich entdeckte, dass ich seit Langem eine völlig falsche Körperhaltung habe, dass einige Sehnen arg verkürzt und dass manche Muskeln in meinem rechten Bein tatsächlich schwach sind. Obwohl ich so viel Sport gemacht habe! Versteh das einer…
Aber wovon ich erst mal nicht mal träumen durfte, waren Fitness und Freeletics mit seinen Burpees, was mich vorher fit hielt (ist sah schon bildlich vor mir, wie ich immer unausgeglichener werde, die Extrakilos magisch anziehe und nie wieder Sport mache). Aber ich bin ja erst 40! Für meinen Körper musste ich also einige Gewohnheiten verändern. Schnell! Bevor ich noch mehr zur Couchpotatoe mutiere!
Bei meinen zahlreichen Rumfragen bekam ich immer wieder als Tipp Yoga empfohlen. Yoga! Neee, so alt bin ich nun doch nicht, dachte ich mir. Und dann kam aber: Oder doch versuchen? Ein Mal? Ein einziges Mal? Wird schon nicht schaden. Die Leute dort sind ja alle sooooo gedehnt.
Nach einigem Googeln habe ich ein süßes Yogastudio in der Nähe meiner WG in Berlin gefunden und bin gleich am nächsten Tag ganz früh in einen Vinyasa-Kurs Level 1-3 gegangen (was auch immer das sein mochte). Die Kurse hatten alle irgendwelche Namen, die mir so gar nichts sagten, also bin ich einfach nach den Level-Angaben gegangen.
Was soll ich sagen… Es war toll! Es war nicht (wie ich es ehrlich gesagt arg befürchtet habe) super meditativ und esoterisch, sondern eher ein sehr intensives gymnastisches Work-out mit Atemregulierung. Nachdem ich der Lehrerin am Anfang gleich erzählt hatte, wo meine Schwachpunkte sind und dass ich null Erfahrung mit Yoga hätte, ging es sofort los mit zahlreichen Bewegungsabläufen: Jetzt den linken Arm dorthin, das rechte Bein dorthin, dann zurück, dann Knie, Brust, Stirn ablegen, dann Brust hoch, dann… So ging es immer weiter und immer weiter. Keine statischen Übungen, sondern immer in Bewegung bleiben, dabei Atmen. Ich war erstaunt, wie ich von der einen Position in die nächste kam.
Nach einer halben Stunde war ich super durchgeschwitzt und beeindruckt. Nichts von wegen Oma-Sport, Akkrobatik war das! Also weg mit den Vorurteilen und ab zum Einkaufszentrum, Yoga-Hose kaufen. Ich war so begeistert – meine Yoga-Journey begann.
Ein Gedanke zu „Von Freeletics auf die Yoga-Matte“