Vor einem halben Jahr etwa habe ich Hörbücher für mich entdeckt. Es gibt nämlich Momente, in denen man äußerst unangenehme Dinge tun muss und dabei leider kein Buch in den Händen halten kann. Zum Beispiel beim Putzen. Oder beim Zahnarzt. Oder im Fitnessstudio. Aber auch angenehme Tätigkeiten werden durch ein Hörbuch noch schöner wie zum Beispiel Kochen oder Duschen. Also höre ich relativ viel und wie der Zufall es so will, habe ich gerade zwei etwas ähnliche und doch komplett unterschiedliche Hörbücher gehört.
Das erste war „Ein Ticket nach Schottland“ der Autorin Alexandra Zöbeli (etwa 700 Minuten). Hier verliert Jo ihren Job und kommt deshalb früher als sonst nach Hause. Dort trifft sie ihren Freund mit einer anderen Frau im Bett. Kurzerhand macht sie Schluss, zieht erst mal wieder zu ihren Eltern. Nachdem ihr nun Ex ihr aber vorwirft, dass sie total langweilig ist und immer schnell zu Mami rennt, wenn das Leben schwierig wird, entschließt sie sich, abenteuerlich zu werden und ein Garten-Praktikum in Schottland zu machen. Die Reise beginnt!
In meinem zweiten Hörbuch, „Die kleine Bäckerei am Strandweg“ von Jenny Colgan (755 Minuten), fängt die Geschichte ganz ähnlich an: Polly hatte eine Firma mit ihrem Freund zusammen, die leider zusammen mit der Beziehung den Bach runterging. Also braucht sie genau wie Jo schnell eine neue Bleibe, und einen Job hat sie auch nicht mehr. Sie zieht dann in eine runtergekommene Wohnung am Strandweg in einem Fischerdorf in Cornwall.
So weit so ähnlich. Während Jo aber im Praktikum sich selbst und der Welt gleich alles auf einmal beweisen will, scheitert sie kläglich. Denn sie ist zwar sehr lieb und will dauernd alle um sich herum retten, ist aber leider der wirre Typ. Sie trifft unkluge Entscheidungen, denkt, sie kann alles und verstrickt sich komplett in Geheimnissen, Lügen und richtigen Täuschungsmanövern, sodass ihre Geschichten dauernd implodieren. Das, was ich fast durchgehend in dieser Geschichte gedacht habe, war: Aaaahhh, Mädel, sei doch nicht so blöd! Deshalb bin ich der Meinung: Diese nette, vor sich hin plätschernde Geschichte über eine liebe aber nervige junge Frau, die einen Mist nach dem anderen baut, ist was für sehr verständnisvolle Leser.
Ganz anders ist da Polly. Sie hilft andere wirklich, indem sie für alle backt. Arme halb erfrorene Fischer bekommen stets ein frisch gebackenes Brot in die Hände und werden schnell echte Freunde. Und während sie ihr Leben überdenkt, baut sie sich peu a peu ein neues Leben auf. Sie macht ihr Hobby zum Beruf, schließt neue Freundschaften und verkuppelt sogar ihre beste Freundin. Dies ist eine erholsame Geschichte, ganz ohne tollpatschige und wirre Hauptfigur. Sondern mit einer selbstständigen und selbstbewussten Heldin. Eine Geschichte, die aufbaut und einen zum In-ein-malerisches-Fischerdorf-Fliehen einlädt, wo es himmlisches Brot, leckeren Honig und kantige Männer gibt. Idylle pur!
Nun ratet mal, welches Hörbuch ich euch empfehlen würde!